Keine Kürzungen von Lehrerstunden

Rüdiger Holschuh (MdL) und Schuldezernent Oliver Grobeis protestieren gegen geplante Verringerung in der Oberstufe

Das Kultusministerium will in den nächsten drei Jahren deutliche Stundenreduzierungen bei der Lehrerzuteilung an die gymnasialen Oberstufen sowie an die Beruflichen Gymnasien vornehmen. Dagegen protestiert der Landtagsabgeordnete Rüdiger Holschuh gemeinsam mit dem Schuldezernenten des Odenwaldkreises, Oliver Grobeis.
„Es ist davon auszugehen, dass es zu einer Verringerung der Kursangebote kommt, die Gruppengrößen werden deutlich ansteigen, Förderangebote werden gestrichen werden und die Zusammenlegung von Kursen und jahrgangsübergreifende Lerngruppen werden zwangsläufig zunehmen. Dies ist alles andere als die Verbesserung der Lernqualität und wird zu weiteren Verschlechterungen im Schulalltag führen.“, geben Holschuh und Grobeis zu Bedenken.
Ab dem kommenden Schuljahr soll die Lehrerzuweisung um 7,8 % sinken, in den folgenden zwei Schuljahren um jeweils knapp 5 %, insgesamt dann also um 5,6%.
Dies habe spürbare Auswirkungen auf alle Oberstufen auch im Odenwaldkreis nicht nur auf das Gymnasium in Michelstadt, sondern auch auf die Oberstufen in Höchst und Reichelsheim (Odenwald) sowie das Berufliche Gymnasium an dem BSO.
Für das Gymnasium in Michelstadt bedeutet dies nach Recherchen und Berechnungen von Rüdiger Holschuh exemplarisch: Das Gymnasium in Michelstadt wird für das kommende Schuljahr 2015/16 25 Std. weniger an Lehrerstunden erhalten, im Schuljahr 2016/17 fehlen dann 38 Stunden und im Schuljahr 2017/18 würden es gar 52 weniger Lehrerwochenstunden sein. „Dies entspricht etwa 2 Stellen. Das kann keine Schule kompensieren, ohne dass es zu harten Einschnitten im Unterrichtsangebot kommen wird,“ kritisiert Landtagsabgeordneter Holschuh.
Auch große Systeme wie das Gymnasium Michelstadt) werden ohne schmerzhafte Einschnitte kaum herumkommen. Das betrifft die Klassengrößen in der Einführungsphase, was insbesondere zu Lasten der Schülerinnen und Schüler gehen wird, die aus den Realschulen in die gymnasiale Oberstufe wechseln, weil dann die Möglichkeiten der individuellen Betreuung innerhalb der Klassen schwinden und Angebote zur Kompensation gestrichen werden müssen. Bezweifelt werden darf auch, dass eine inklusive Beschulung in den dann sehr großen Klassen überhaupt noch geleistet werden kann.
Es wird aber auch das Leistungskursangebot in der Qualifikationsphase treffen müssen. Naturgemäß sind die Kursgrößen der Leistungskurse in den 2. Fremdsprachen, den musischen Fächern, in Erdkunde und in Informatik, Physik und Chemie deutlicher kleiner als in den anderen Fächern. Momentan können wir in allen (!) Fächern einen Leistungskurs anbieten und in der Regel auch garantieren. Mit den oben geschilderten Kürzungen wird das in Zukunft nicht mehr möglich sein, was insbesondere in den naturwissenschaftlichen Fächern einer Katastrophe gleich kommt, sind hier die Studienanfängerzahlen ohnehin bei Weitem nicht ausreichend, um den Standort Deutschland auf Dauer wettbewerbsfähig zu halten. Alle unsere Bemühungen gerade im Bereich MINT (MINT-EC-Schule!) werden mit diesen Kürzungen konterkariert.
Außerdem wäre fraglich, ob die drei Schwerpunkte des Gymnasiums in Michelstadt (MINT, Musik, Sport) unter den verschlechterten Bedingungen gehalten werden können. Insbesondere für ländliche Regionen ist ein vollständiges und qualitativ hochstehendes Bildungsangebot aber von existentieller Bedeutung.
„Dies wäre ein Schlag gegen die Durchlässigkeit und gegen gerechte Bildungschancen in unserem Schulsystem. Wir brauchen in den ländlichen Regionen in Hessen auch kleine gymnasiale Oberstufen, und wir wollen, dass auch künftig in Michelstadt, Höchst und Reichelsheim das Abitur angeboten werden kann“, verlangen Landtagsabgeordneter Holschuh und Schuldezernent Grobeis einmütig.
Das Kultusministerium begründe die geplanten Kürzungen mit sog. „Umschichtungen“ von Lehrerstunden in andere Bereiche. Rüdiger Holschuh forderte: „Niemand kann etwas dagegen haben, wenn zusätzliche Stunden in den Ausbau von Ganztagsschulen, in Maßnahmen der Inklusion oder in die Förderung von Deutschkursen für Flüchtlinge fließen, aber dann müssen es eben wirklich zusätzliche Stellen sein und sie dürfen nicht auf Kosten von anderen Schulen gehen!“
Immer werben die Landesregierung und die tragenden Fraktionen damit, dass man nunmehr in Hessen an allen Schulen eine Unterrichtsversorgung von ca. 104% erreicht habe. „Wenn das Spardiktat umgesetzt wird, haben die Oberstufen eine Unterrichtsversorgung von rd. 95%. Wie sollen dann noch Profilbildungen z.B. in den Fremdsprachen oder in den Naturwissenschaften stattfinden, wenn die nötigen Lehrerkapazitäten dazu fehlen? Die wichtigen Reformen, die mehr Lehrerstellen brauchen, unterstützt selbstverständlich auch die SPD, aber wir sind sehr dagegen, dass man Schulen untereinander „ausspielt“ und Verbesserungen auf der einen Seiten mit Verschlechterungen auf der anderen Seite erreichen will“, so Holschuh und Grobeis abschließend.